Anno Tobak

Die Anfänge des Turnens

Die wichtigsten Ereignisse des Vereins sind hier chronologisch aufgeführt, was seit den Zeiten von Turnvater Jahn passiert ist. Vielleicht weiß ja einer noch eine wichtige Begebenheit aus den Anfängen …

Turnvater Jahn ©gemeinfrei

1778, am 11. August wurde der Urvater des Turnens, Friedrich Ludwig Jahn, als erstes Kind eines evangelischen Pfarrers in der Mark Brandenburg geboren. Er studierte Theologie, Geschichte, Heimat- und Erdkunde sowie die germanische Sprache in verschiedenen deutschen Städten.

1819 wurde der Dichter August von Kotzebue von dem fanatischen Studenten und Turner Sand ermordet. Erstmals wurde das Turnen verboten. Turnanstalten wurden geschlossen, Verfolgungen der Burschenschaften waren an der Tagesordnung, Jahn wurde verhaftet.

6 Jahre „Knast“ und bis 1840 unter Polizeiaufsicht stehend verlebte der alternde Jahn, der dennoch seine Ideale weiter verfolgte. Mit der Thronbesteigung von König Friedrich Wilhelm IV. wurde Jahn wieder in die Freiheit entlassen, jedoch merkte er, daß seine politischen Ziele, die er unter anderem auch mit dem Turnen erreichen wollte, nicht erreichen konnte.

Turnplatz Hasenheide 1811
©gemeinfrei

1842 wurde das Verbot für Turnvereine vom König wieder aufgehoben. Und kurz danach enstanden sogar in den kleinsten Orten Turnvereine. Turnen war wieder Allgemeingut der Deutschen. Mehrere Turn- und Bergfeste fanden statt.
Aber 1848/49 griff die Uneinigkeit in Deutschland auf die Turnvereine über, es entstanden unpolitische und politische Turngemeinschaften. Wieder setzten Verfolgungen ein und viele Vereine lösten sich auf.

1852 verschied Jahn nach einem Leben mit Höhen und Tiefen in aller Stille. Erst 1860 mit dem fortschrittlichen und demokratischen Fürst Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha wurde das erste deutsche Turnfest mit 970 Teilnehmern in Coburg abgehalten. Die Begeisterung in Deutschland erhielt neue Nahrung.


Die ersten Jahre des TVU

1861, also kurz vor dem deutsch-französischem Krieg, wurde der Undenheimer Turnverein gegründet. Damals stand das Turnen bzw. die Leibesertüchtigung an vorderster Stelle, Sportarten wie Badminton, Volleyball etc. gab es noch nicht.
Erster sog. Präsident des TVU war Herr Dr. Rau. Heinrich Horter als Turnwart, Julius Schilling als Schriftwart sowie Georg Borngässer und Georg Kohlmann bildeten den Rest des Vorstandes.

1862 wurde das erste Turnfest in Undenheim veranstaltet. Zu diesem Fest kamen fast alle rheinhessischen Vereine einschließlich Mainz. Dieses Turnfest galt als Probeturnfest für den sich in dieser Zeit gerade formierenden Turngau Rheinhessen. Der Festplatz lag gegenüber dem Oppenheimer Weg, dort wo jetzt noch zwei Steinsäulen am Rande der B 420 stehen

1866 sorgten die politischen Verhältnisse wieder für einen Niedergang des Turnens. In dieser Zeit beschränkten sich die Aktivitäten des Vereins auf eine jährlich abgehaltene Mitgliederversammlung und die Ausrichtung eines Balles. Wie treu die Mitglieder zu ihrem Verein standen, beweist die nie unter 70 sinkende Mitgliederanzahl.

1870, mit dem Beginn des Krieges, entfachte sich wieder die Begeisterung für das Turnen. Das blieb auch so nach dem Krieg. Die alten Turner und ihre Zöglinge gaben den Ansporn zum Turnen. Mit der Zeit änderte sich das Meinungsbild und der militärische Gedanke geriet ins zweite Glied. Hinzu kam die entstehende Langeweile des Immer-wieder-das-selbe-Übens.

1882 vereinigte man sich mit der deutschen Turnerschaft, womit eine Wende im Sport eingeleitet wurde.

1886 feierte man das 25jährige Bestehen des Vereins im Hof der Brauerei Eppelsheimer. Hierbei wurden die Gründungsmitglieder mit Urkunden ausgezeichnet.

1897 richtete der Turnverein das 23. Gauturnfest des Gaus Rheinhessen aus. Ein voller Erfolg, wie uns das Schriftführerbuch aus dieser Zeit erzählt. Die Fahne von 1861 wurde ausgebessert und die gesamte Bevölkerung von Undenheim trug zum Gelingen des Festes bei. Damals hatte der TVU schon 180 Mitglieder.

1898 waren erstmals 3 Undenheimer bei dem Deutschen Turnfest in Hamburg dabei. Allerdings nur als Besucher bzw. Zuschauer.

1899 erwarb der Turnverein den Platz „An den Linden“ – heute jenseits und im Bereich der B 420 liegend.

1901, am 03. März, wurde unser lange Zeit ältestes Mitglied, Richard Kalbfuß geboren. Bis zu seinem Tode mit 105 Jahren begleitete er den Turnverein jahrzehntelang durch dessen Höhen und Tiefen.

1902 führten ortspolitische Spannungen zu einer Spaltung des Turnvereins. Neben dem alten Verein gab es nun auch die „Turngemeinde Undenheim“. Beide Vereine dienten allerdings derselben großen Sache.

1903 war Heinrich Sauer I. der erste Undenheimer, der bei einem Deutschen Turnfest (in Nürnberg) Sieger wurde. Er startete im Dreikampf.

1908 gewann eine Musterriege aus Undenheim in Frankfurt/Main.

1913 wurde Wilhelm Kalbfuß von der „Turngemeinde Undenheim“ Sieger im Sechskampf.

1919 kommt es zur Wiedervereinigung der beiden Vereine zum Turnverein Undenheim. Mit der Vereinigung wurde auch das Vereinsgelände „An den Linden“ vergrößert. Auf dem gut hergerichteten Platz mit der 200m-Rundbahn wurde vor allem Leitathletiksport betrieben.

1921 wurde das erste Bezirkssportfest des V. Bezirks veranstaltet.

1923 war wieder ein Deutsches Turnfest, diesmal in München. Aufgrund der Besetzung Rheinhessens war es aber Undenheimer Turnern versagt, daran teilzunehmen. Stattdessen nahm man an einem Ersatzturnfest in Kostheim teil. Dort waren unsere Turner Richard Kalbfuß und Emil Diel siegreich im Fünfkampf.

1928 nahmen Undenheimer Turner mit der Musterriege des sog. V. Bezirks beim Deutschen Turnfest in Köln teil.

1933 errang Heinrich Sauer II. – Anfang der 60er Jahre Oberturnwart des TVU – in Stuttgart beim Deutschen Turnfest den Sieg im Fünfkampf.

1936 wurde der Verein 75 Jahre alt.

1938 wurde beim Deutschen Turnfest in Breslau (heute Polen) nochmals Emil Diel Sieger im Fünfkampf.

1938, kurz vor dem Beginn des zweiten Weltkriegs, wurde der nördliche Teil des Vereinsgeländes durch den Bau der Umgehungsstraße abgeschnitten, wodurch auch die 200m-Laufbahn zerstört wurde. Heutzutage markieren nur noch zwei Steinsäulen den Eingang des ehemaligen Vereinsgeländes.

1945, nach der Kapitulation Deutschlands, wurde der Verein aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt. In dieser Zeit waren alle Sport treibenden Vereine der Gemeinde in einem Verein. Turner, Leichtathleten, Handballer, Radfahrer und Fussballer gehörten einem allgemeinen, dem „Sportverein 1861 Undenheim“ an.


Die Nachkriegszeit

1949 wurden die vielen Beschränkungen der Besatzungsmacht aufgehoben und der Turnverein 1861 Undenheim wurde wiedergegründet. In kürzester Zeit erreichte der Verein seine frühere Leistungshöhe.

1950 gründete sich der Deutsche Turnerbund.

1951, zum 90jährigen Bestehen unseres Vereins, fand das Kreisturnfest des Kreises Mainz in unserer Gemeinde statt. 26 Turner und 19 Turnerinnen gingen an den Start und stellten sich den Kampfrichtern. Alle wurden Sieger. Das Jubiläumsfest dauerte drei Tage und wurde auf dem vereinseigenen Turnplatz und einem Festzelt gefeiert.

1953 blühte die Tradition der Deutschen Turnfeste wieder auf. Von der Veranstaltung in Hamburg kehrten Fritz Kröhler, Richard Kalbfuß, Emil Diel, Heinrich Sauer II. und Gerhard Dietz als Turnfestsieger heim.

©privat

1957 tauschte man, um ein neues Trainingsgelände zu erhalten, das bisherige Turnplatzgelände „An den Linden“ (2352m²) und einen Geldbetrag gegen das 4716m² große Grundstück „Hinter dem Hofgraben“ mit der Firma Weintz & Co.

1958 war die Zahl der Turnfestsieger in München noch größer. Mit Ute Friedrich, Hildegund Sauer und Karin Schickert stellte der TVU erstmals drei Siegerinnen beim Deutschen Turnfest. Bei den Männern gewannen Manfred Umsonst, Richard Kalbfuß, Gerhard Dietz, Walter Brand, Wilhelm Kalbfuß, Heinrich Sauer II., Heinz Schwamb, Fritz Kröhler, Philipp Hill, Werner Manz, Emil Diel, Gerhard May, Adolf Best und Richard Schwamb den Siegerkranz.

1960 erwarb der Turnverein weitere 524m² Gelände zu seinem bestehenden Turnplatz.

1961 feierte der Turnverein sein 100jähriges Bestehen. Zu diesem Anlaß wurde die Gaumehrkampfmeisterschaften und das Jubelfest auf dem Vereinsgelände gefeiert. Turnbruder Eugen Schickert schenkte dem TVU zur Vergrößerung des Turnplatz 625m² Gelände. Damit ist das Gelände nun 5865m² groß.

1972 fanden die Olympischen Spiele in München statt. Eine Folge des dort veranstalteten Volleyballturnier war ein Volleyballboom in Deutschland und

1974 die Gründung der Volleyballabteilung.

©privat

1986 feierte man das 125-jährige Bestehen des Vereins mit allem drum und dran. Festakt und Festumzug waren die großen Events des Jahres in Undenheim.

1987 fand im 750 Jahre alten Berlin das Deutsche Turnfest statt. Eine Woche lang turnten, liefen, warfen und stießen und spielten die Teilnehmer, nebenher gab es Kultur in der Stadt zu erleben. Einige wagten auch den Blick in die DDR.

1990 fand das Deutsche Turnfest in zwei Städten statt – in Bochum und Dortmund. „Zwei Städte, ein Fest“ hieß das Motto. Mit dabei „Bodo“, der Vogel – als Turnfestmaskottchen.

1994 veranstaltete Hamburg das Deutsche Turnfest.

1998 lud uns München zum Deutschen Turnfest ein. Mit dabei Richard Kalbfuß, der sich erstmals mit dem Titel „Ältester aktiver Teilnehmer“ schmücken durfte.

2000 wird eine neue Abteilung ins Leben gerufen: Badminton.

Richard Kalbfuß
© Heiko Krebs

2001: Unser ältestes Mitglied – Richard Kalbfuß wird 100 Jahre. Ihm zu Ehren gratuliert eine Abordnung des TVU im Hof des Weingutes Kalbfuß und zeigt ihr Können bei einer turnerischen Darbietung. Auch der Verein will sein 140jähriges Bestehen mit dem Gauturnfest feiern. Leider konnte für dieses Jahr dieses Turn- und Leichtathletik-Highlight nicht in die Selztalgemeinde geholt werden. Ein Jahr später klappte es.

2002 nahm Richard Kalbfuß am Deutschen Turnfest in Leipzig teil. Im biblischen Alter von 101 Jahren – wiederum war er der älteste Teilnehmer – sprang er aus dem Stand, lief die 50m und stieß die Kugel. Und trank anschließend bei seinem Enkel Jörg am Weinstand in den Messehallen sein Gläschen Wein. Der TV Undenheim war durch sein Mitglied zum zweiten Mal groß „in“ bzw. „im“ Bild. Zusätzlich wurde Richard Kalbfuß Ende des Jahres zum Jahresrückblick des ZDF mit Johannes B. Kerner eingeladen. Welch Filmkarriere !! Auch in der regionalen Presse war der Verein gut vertreten, war man doch Veranstalter des größten Gauturnfest seit Jahren mit über 700 Teilnehmern.

© Heiko Krebs

2003 wird der sog. 4. Bauabschnitt der Sportanlagen auf dem Gelände des Turnplatzes errichtet. Eine wunderschöne kombinierte Weit- und Hochsprunganlage sowie ein neuer Kugelstoß- und Schleuderballring ist entstanden, die mit dem Jugend- und Seniorensportfest zur Undenheimer Kerb erstmals genutzt werden konnten. Zusätzlich wurde der Bau eines Beachvolleyballfeldes begonnen.

© Heiko Krebs

2004: Der 4. Bauabschnitt wird feierlich im Mai eingeweiht. Verschiedene Vorführungen der TVU-Turner, -Tänzerinnen, -Leichtathleten usw. bilden den Rahmen der kleinen Einweihungsfestes. Zuvor wird auch das Beachvolleyballfeld fertiggestellt. 80 Tonnen Sand werden verbaut. Auch dieses wird bei der Feier gerne genutzt.
Die Volleyballabteilung feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Die Jugendabteilung veranstaltet deswegen ein Turnier.
Neben den konservativen Sportarten werden beim TVU auch Trend-Sportarten betrieben: Videoclip-Dancing bekommt Anfang des Jahres seinen Platz im Trainingsplan, Nordic Walking folgt im November.

2005: 43 TVU’ler nehmen am Internationalen Deutschen Turnfest in Berlin teil. Der älteste Mensch im Landkreis Mainz-Bingen, unser TVU-Ehrenmitglied Richard Kalbfuß, feiert am 03.03.2005 seinen 104. Geburtstag.
Die Turngaumeisterschaften finden seit langem wieder in Undenheim statt.

2006: Unser TVU-Ehrenmitglied und Ehrenschriftführer Richard Kalbfuß feiert am 03.03.2006 noch seinen 105. Geburtstag, stirbt jedoch unter großer Anteilnahme am 20.09. im gleichen Jahr.

2011 150jähriges Vereinsjubiläum.

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